Landshuter Zeitung | 28.06.2016

„Immer mehr Heimatgeschichte wird bekannt“

Bereits 792 wurden Ergolding, Pfettrach und Altdorf urkundlich erwähnt

Altdorf: In einer jetzt bekannt gewordenen Urkunde aus dem Jahre 792 sind Ergolding, Pfettrach und Altdorf bereits erwähnt. Mit dieser Mitteilung überraschte Pfarrer Hans Schober, ein passionierter Heimatforscher, beim „offenen Museums-Sonntag“ den Heimat- und Museumsverein. Bei seiner Aussage bezog er sich auf das 2013 veröffentlichte Buch des Historikers Roman Deutinger „über das verloren gegangene Traditionsbuch des Klosters Niederalteich“. Bisher war man von einer ersten Beurkundung Altdorfs aus dem Jahre 864 ausgegangen, bei der König Ludwig der Deutsche dem Kloster Niederalteich seinen Besitz in Altdorf bestätigte. Der bayerische Herzog Tassilo III. weilte 792 mit Bischöfen und Äbten in Ergolding und hat dort eine Urkunde ausgestellt, berichtete Hans Schober. Dabei sprach er von damals fast gleichrangigen Orten „Ergoltinga“ und „Fetarah“. „Altdorpf“ wurde als bei „Fetarah“ liegend bezeichnet, das damals ein herzogliches Gut war. Für die Übergabe des neuen Schriftmaterials bedankte sich Hobby-Archivar Hans Seidl recht herzlich bei Pfarrer Hans Schober.

Die überraschende Mitteilung des passionierten Heimatforschers Hans Schober hat keinesfalls die aktuell bekannt gewordene Urkunde aus dem Jahre 1326 über den „Veichtaer-Hof“ (heute „Firmer-Hof“) in den Hintergrund gedrängt, die der Hobby-Archivar Hans Seidl ausführlich erläuterte. Ein Landshuter Bürger hat damals diesen „ganzen Hof“ käuflich erworben, der seinen Zehent an das Kapitel St. Martin in Landshut abzuliefern hatte. In Altdorf gehörten zu dieser Zeit sechs Erbrechtshöfe dem bayerischen Herzog und einer zum Kapitel St. Martin. Auch die Deutung des bei der Urkunde 1326 verwendeten Siegels lässt, so die übereinstimmende Meinung von Pfarrer Hans Schober und von Hobby-Archivar Hans Seidl, einen Bezug auf eine Fichte zu. Bei dem damaligen Erwerber muss es sich um einen „freien Bauern“ gehandelt haben, weil er einfaches Siegel verwendete. Und aus der Hofgeschichte zitierte Hans Seidl auch eine hohe Abgabenlast (1507) wegen der damals  drohenden „Türkengefahr“. Ein „ganzer Hof“  wie der „Firmer-Hof“ hatte damals etwa 80 Tagwerk Grund. Nach  Angaben von Hans Seidl wurde die Abhängigkeit der Bauern von Adel und Kirche erst endgültig 1848 durch die sogenannte „Bauernbefreiung“ beendet. Mit viel Kartenmaterial und alten Lichtbildern beschreiben Hans Seidl und Heimatbuchautor Ernst Gruß den stattlichen „Firmer-Hof“, der sich heute im Eigentum der Familie Stanglmaier befindet.

An diesem „offenen Museum-Sonntag“ führte Amira Adaileh auch durch die neue „archäologische Dauerausstellung“ im restaurierten Kellergewölbe. Dabei schilderte die Museumsleiterin recht anschaulich fast achttausend Jahre alte Siedlungsspuren. Bei Baumaßnahmen sind hier viele archäologische Funde geborgen worden, von denen einige nun im Museumskeller in Vitrinen ausgestellt werden. Angesichts der guten Lehm-Löß-Böden war Altdorf schon immer ein begehrter Siedlungsraum, der erst in den vergangenen Jahrzehnten auch zu einem beliebten Wohn- und Gewerbebaugebiet geworden ist.

Josef Sehofer

Bilder:

FirmerhofAusstellung

Hobby-Archivar Hans Seidl (links) erläutert im Beisein des Chronisten Ernst Gruß, der jungen Eheleute Stanglmaier mit Bruder Sebastian, der Museumsleiterin Amira Adaileh und Pfarrer Hans Schober das älteste Siegel vom „Veichtaer Hof“ (1326)

AusstellungFührung

Amira Adaileh führte Besucher, hier unter ihnen Altbürgermeister Franz Wilhelm und Gemeinderätin Angelika Aigner, durch die neue „archäologische Ausstellung“